Das Erdgeschoss
Rathaus von 1570
Gaststätte "Der Grieche im Ratskeller"
Heute betritt man das Rathaus entweder von der Marktseite aus, wenn man das Restaurant "Der Grieche im Ratskeller" aufsuchen will, oder durch den Seiteneingang in der Reichenstraße, wenn man auf die höheren Stockwerke abzielt.
Der Zutritt vom Markt erfolgt durch die geschwungene, ansprechend gegliederte Barocktür. Sie ersetzte den alten Ratskeller-Zugang (Nische), nachdem man ihn 1784 zugemauert hatte.
Ein genauer Blick auf die Einbettung der Tür in das Mauerwerk verrät, dass dies nicht die originäre Baulösung gewesen ist. Einst befand sich hier das zweite Fenster der Kämmerei, der Dienst- und Sitzungsraum der Achtbürger, auch Kämmerei-Bürger genannt. Sie waren für die Rechnungsführung der Stadt zuständig und wurden aus den Reihen der 32-Bürger vom Rat bestimmt. Aus ihren Reihen wurden die Ratsmitglieder gewählt.
Der Flur bildete anfangs gemeinsam mit der heutigen Küche die Kämmerei. Von ihm gehen drei Türen ab:
- rechts in die Küche,
- geradeaus ins Restaurant, das ehemals die Diele war und den Händlern und Handwerkern als Lagerraum diente, und
- links über drei Stufen in die Schankstube über dem eigentlichen Ratskeller.
Schon im Flur lohnt ein Blick auf die auf die schweren Deckenbalken, die aus kräftigen, alten Eichenstämmen gezimmert sind. Im anschließenden Restaurant erweitert sich dieser Eindruck, denn nun trifft man zusätzlich auf die stämmigen, profilierten Ständerbalken, die das schwere Deckengebälk scheinbar mühelos tragen. Der weitläufige Gesamteindruck der einstigen Lagerhalle hat sich vor allem nach der Restaurierung von 1988 - 1991 stark verändert, da die einstige freisehende Wendeltreppe zum Obergeschoss entfernt und durch einen feuersicheren Flur ersetzt wurde, der von der Ostseite der Diele abgetrennt ist.
Die breite Tür nach Norden war ursprünglich das Ladetor, durch das Schiffe direkt von der Kremper Au in die Diele entladen werden konnten. Ein Blick lohnt auf die beleuchtete Hinterglas-Wiedergabe des alten Festungsstichs von Krempe.
Ein gemütliches Kleinod ist die alte Schankstube, die man über Stufen sowohl vom Flur als auch vom Restaurantsaal erreicht. Ihre erhöhte Lage im Gebäude verdankt sie dem Umstand, dass sich unter ihr der Halbkeller des Rathauses befindet, in dem einst der Rat der Stadt Importbier (vor allem das angesehene Hamburger Bier) und Weine lagerte. Heute dient der Keller der Vorratshaltung der Gastronomie.
Die Wandgestaltung wurde aus freigelegten Resten (1908) der alten Bemalung rekonstruiert, ebenso wie die Verzierung des Gebälks. Im Zuge der historisierenden Neugestaltung wurde der Schankraum nach dem damaligen Zeitgeschmack mit antikisierendem Mobiliar und Leuchtern ausgestattet.
Die reich geschnitzte Ratsbank mit schmaler Bedachung gibt davon noch heute Zeugnis. Besonders beliebt war die sog. "Kajüte", ein heimeliger, separater Raum, der von der Schankstube aus über Treppen zugänglich war, da er auf Höhe der Diele lag. Sie wurde in der Renovierung von 1988 - 1991 wieder zurückgebaut.