Die Renovierung von 1908/09 - crempa

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Die Renovierung von 1908/09

Rathaus von 1570
Die Renovierung des Kremper Rathauses in den Jahren 1908 bis 1909
 
Die Sandsteintafel, die an der Marktseite des Rathauses angebracht ist, soll von der gelungenen Restauration des Rathauses in den Jahren 1908 bis 1909 Kunde geben.
 Sie befindet sich in der Nische, die durch die Wiederherstellung des ursprünglichen Eingangs zum Ratskeller entstanden ist.

Dort steht:
"Den Vorfahren zur Ehre, der Nachwelt zur Freude - gab dem ehrwürdigen Rathause seine alte Gestalt zurück 
Bürgermstr. Hermann Ruhe. Architekt aber war Prof. Dr. Albrecht Haupt, Hannover. - AD 1909"

Der Zustand und das Aussehen des historischen Rathauses kurz vor der Restauration wird durch die Ölgemälde repräsentiert, die der Kremper Maler Ludwig Schmahljohann (18.2.1840 - 8.1.1928) im Auftrag der Stadt geschaffen hat. Sie müssen kurz vor der Renovierung entstanden sein und hatten zum Ziel, den Zustand des Rathauses vor der Restauration zu dokumentieren, um die Veränderungen zu verdeutlichen.

Vorher                                                                                                        Nachher
Die Giebelseite sieht auf den ersten Blick nicht auffällig anders aus als der neue Zustand. 
Doch schon bei näherem Hinschauen entdeckt man, dass der Rundbogen des alten Ratskeller-Eingangs wiederhergestellt wurde (Nische). 
Die vier Fenster des Obergeschosses wurden in die einstige dreiteilige Breite zurückgeführt und erhielten bleigefasste Buntglasscheiben. Auch das heutige Küchenfenster wurde verbreitert.

Die Schwellbalken mit den Konsolen sowie das gesamte Fachwerk wurden instandgesetzt. 
Das Ziegelwerk in den Gefachen wurde neu unter Verwendung der alten Füllmuster aufgemauert.
Die Fenster vom Erdgeschoss bis zum 2. Stock wurden in die alte Höhe und Breite gebracht und mit bleigefassten Scheiben versehen. Dadurch blieb die Rückseite in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten. Neu ist heute eine Seilrolle, die auf das Entladen der Schiffe hinweisen soll.

In der westlichen Traufseite fanden folgende erhebliche Umbauten statt.
Alle Fenster wurden in Blei gefasst und auf die alte Breite zurückgesetzt.
Die Ladetüren des Obergeschosses und des Dachs wurden in Fenter verwandelt.
Der Seiteneingang der Reichenstraße wurde wiederhergestellt. Eine Durchreiche für Laufkundschaft wurde hergestellt. Die Tafel von 1784 wurde eingefügt.  -  
Der Vergleich macht es deutlich: Nur drei der Fenster des Obergeschosses hatten die vereinfachende Renovierung von 1784 "überlebt". Die anderen waren zugemauert worden. Die erhalten gebliebenen Fenster hatten einstmals die Gefache des Fachwerks ausgefüllt, wie die Sanierungsarbeiten zeigten. Alle Fenster wurden wieder in Blei gefasst und auf die alte Fachgröße verbreitert. Die Fachwerkstruktur wurde wiederhergestellt. Die Schwellbalken wurden ausgebessert und gestrichen, im Erdgeschoss wurden die Fenster dem allgemeinen Stil angepasst, Die Fenster des Halbkellers erhielten Rundbögen. Und in das Dach wurden für die Wohnnutzung 2 Erker eingesetzt.

Bilder aus dem Fundus des Zimmermeisters Ludwig Kelting, des einstigen Besitzers des Baugeschäftes und der Zimmerei Kelting in der Neuenbrookerstraße 23a, geben einen Eindruck von dem umfangreichen Renovierungsprojekt der Jahre 1908/09. 

  
Sie zeigen das historische Rathaus während der Renovierung. Fast die gesamte Bausubstanz war rott. Heute kaum vorzustellen, wie erbarmungswürdig das stolze Gebäude damals aussah. Da blieben nur wenige Steine aufeinander. Um so bewundernswerter erscheint vor diesem Hintergrund der neue, wiederhergestellte Zustand des Jahrhunderte alten Gebäudes.
Die feierliche Einweihung des renovierten Rathauses konnte am 24. März 1908 stattfinden.

Das Bild links zeigt die Teilnehmer einer Baubesprechung zu dem Rathausbau. Ludwig Kelting sitzt ganz rechts am Tisch (mit Schnauzbart). Er war mit den Zimmererarbeiten betraut. Rechts: Die Zimmerei Kelting in den 50er Jahren (Neuenbrooker Straße).

Weitere, nachfolgende Renovierungen:
1975 musste die Westseite erneuert werden, weil Setzungsschäden eingetreten waren.
Von Herbst 1988 bis Frühjahr 1991: Arbeiten am Fundament, Einbau von Toiletten im vergrößerten Keller, Beseitigung der Einbauten auf der Westseite der Diele, Ersetzen der offenen Wendeltreppe in er Diele durch ein separates Treppenhaus, Ansonsten war die grundsätzliche Zielsetzung die Wiederherstellung des Zustandes von 1908.
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